Schwitzen

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Schwitzen

Schwitzen

  • übermäßiges Schwitzen (Hyperhidrose)

Über den Schweiß wird nicht nur unsere Körpertemperatur reguliert, Schweiß spielt auch bei der Entgiftung des Körpers eine wichtige Rolle. Insgesamt besitzt der Körper des Menschen ungefähr vier Millionen Schweißdrüsen.

Bei Hyperhidrose handelt es sich definitionsgemäß um ein übermäßiges Schwitzen, welches über die Erfordernisse der Wärmeregulation unseres Körpers hinausgeht. Menschen mit Hyperhidrose schwitzen extrem in Situationen, die eigentlich keinen erkennbaren Anlass zu Schweißausbrüchen offenbaren.

Wie bzw. an welchen Bereichen des Körpers kann sich Hyperhidrose manifestieren?

Man unterscheidet lokalisierte Formen wie zum Beispiel an Händen und Füßen, im Bereich der Achseln, des Kopfes/Halses oder am Rumpf und generalisierte Formen mit Schweißausbrüchen, die den gesamten Körper betreffen.

Es sind nicht die Anzahl oder Größe der Schweißdrüsen, die vermehrt sind, vielmehr handelt es sich um eine gesteigerte Funktionsleistung der Drüsen, sodass bis zu 100-fach mehr Schweiß produziert werden kann.
Dies kann primär – ohne zugrundeliegende Erkrankung oder sekundär als Folge einer anderen Grunderkrankung auftreten.

Mögliche Ursachen können chronische Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder aber auch bösartige Tumore sein. 
Bei zugrundeliegenden Erkrankungen kommt es häufig nachts zu einer vermehrten Schweißbildung, welche oft auch mit Gewichtsverlust und Leistungsabfall einhergeht.

Aber auch eine Veränderung oder Störung des Hormonhaushaltes, wie z.B. bei Vorliegen einer Schilddrüsenerkrankung oder im Rahmen der Wechseljahre, kann zu übermäßigen Schwitzen führen.

Auch ein erhöhter Blutdruck, übermäßiger Alkoholkonsum oder die Einnahme bestimmter Medikamente kann die Schweißproduktion anregen.

Wenn das vermehrte Schwitzen nicht symmetrisch auftritt, muss man auch an neurologische Ursachen denken. Eine Nervenschädigung kann nach einer Operation oder Verletzung, durch eine Einengung, im Rahmen von Entzündungen oder auch bei Menschen mit Zuckerkrankheit entstehen.
Sehr selten ist eine einseitige lokalisierte Hyperhidrose auch im Rahmen von angeborenen Störungen beschrieben.

Inwieweit leiden Betroffene unter diesem Phänomen?

Die Betroffenen haben einen sehr großen Leidensdruck. Die Beschwerden bestehen oft schon über viele Jahre. Die meisten leiden bereits seit dem Kindes- oder Jugendalter unter vermehrten Schwitzen. Dies kann zu erheblichen sozialen und beruflichen Einschränkungen führen.

Für die Betroffenen sind die belastenden Augenblicke, in denen es zu vermehrten Schwitzen kommt unerklärlich. Das Schwitzen ist oft so auffällig, sodass sich die Betroffenen von Außenstehenden oft wegen Ihrer „abnormalen“ Schweißproduktion beobachtet fühlen, was zu einem zunehmenden Gefühl des Unbehagens und wiederum zu einer Intensivierung des Schwitzens führt.

Situationen, in denen es zu einer vermehrten Schweißproduktion kommen kann, werden dann oft gemieden.

Die Mehrzahl der Betroffenen hat mit Ihrem Arzt über Ihre Probleme noch nie gesprochen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Vor Beginn einer symptomatischen Therapie muss das Vorliegen einer sekundären Hyperhidrose mit fassbarer Grunderkrankung ausgeschlossen werden.

1) lokale Therapien – Auftragen von Wirkstoffen:

- Aluminiumchlorid: in Form von Lösungen, Deos, Cremen zum Auftragen auf die betroffenen Hautareale führt durch eine Verlegung der Schweißdrüsenausführungsgänge zu einer verminderten Schweißsekretion. Die Anwendung erfolgt abends vor dem zu Bett gehen. Es wird auf die gereinigte und trockene Haut aufgetragen. Die Anwendung erfolgt täglich oder zumindest mehrmals pro Woche. Es kann zu Hautirritationen und Juckreiz kommen und sollte nicht auf frisch rasierter Haut aufgetragen werden.

2) Iontophorese:

Eine Therapie, die zuhause durchgeführt werden kann, wo durch einen schwachen Gleichstrom eine Hemmung der schweißproduktionsanregenden Nervenendigungen bewirkt wird.

Diese Therapie eignet sich sehr gut für vermehrtes Schwitzen im Bereich der Handflächen und Fußsohlen. Hände und Füße werden hierzu in zwei mit Leitungswasser gefüllte Kunststoffwannen gehalten, durch die mittels Elektroden ein schwacher Strom geleitet wird. Die Stromstärke wird individuell so geregelt, dass der Patient ein leichtes Kribbeln verspürt.

Anfänglich sollte die Behandlung täglich, später 1-2 x wöchentlich über jeweils 15-30 min durchgeführt werden.

3) Botulinumtoxin:

Patienten, die unter einer verstärkten Hyperhidrose leiden, wählen oft die sehr wirkungsvolle Behandlung mit Botulinumtoxin. Die ursprünglich von der Bakterienspezies Clostridium botulinum abstammende Substanz blockiert die Signalübertragung zu den Schweißdrüsen und verhindert so das Schwitzen. Diese Behandlung ist gut geeignet bei lokalisierten Formen.

Bei der Behandlung injiziere ich mit vielen kleinen Mikroinjektionen kleinste Mengen der Substanz in die ganz oberflächlichen Schichten der Haut, wodurch es zu einer Reduktion der Sekretion der Schweißdrüsen kommt. Die Wirkung setzt nach wenigen Tagen ein und bleibt bis zu 6 bis 12 Monate erhalten. Die Botulinumtoxin-Behandlung bei Hyperhidrose erfolgt mit geringen, für den Körper unschädlichen Dosen.

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Botulinumtoxininjektionen in die Achsel

4) systemische Therapien:

bei generalisierter Hyperhidrose kann der Einsatz von Medikamenten mit anticholinerger Wirkung in Betracht gezogen werden. Der Einsatz ist aufgrund der häufig auftretenden Nebenwirkungen wie z.B. Kopfschmerzen, Sehstörungen oder Magen-Darm-Beschwerden limitiert.

5) operative Therapien:

- Thorakale Sympathektomie bei palmarer Hyperhidrose: Bei besonders schweren Formen und Versagen der anderen Therapieoptionen kann eine Sympathektomie erwogen werden. Hierbei werden endoskopisch die Schweißdrüsen versorgenden Nervenfasern nach ihrem Austritt aus dem Rückenmark durchtrennt oder abgeklemmt. Dieser Eingriff sollte an einem spezialisierten thoraxchirurgischen Zentrum mit entsprechender Erfahrung durchgeführt werden, da es zu schweren Komplikationen kommen kann. Nach dem Eingriff kann es in der Folge zu verstärktem Schwitzen in anderen Körperregionen kommen.

- operative Therapie bei axillärem Schwitzen: Bei der Schweißdrüsenexzision werden große Teile der Schweißdrüsen tragenden Haut, das entspricht in der Regel der behaarten Haut in der Achsel, operativ entfernt. Der Eingriff erfolgt in örtlicher Betäubung, führt zu einer dauerhaften Schweißreduktion, hinterlässt aber eine Narbe im Bereich der Achselhöhle. Weiteres kann über einen kleineren Schnitt auch eine Schweißdrüsenkürettage bzw. eine Schweißdrüsenabsaugung durchgeführt werden. Die Langzeitwirksamkeit dieser Methoden wird aber kontroversiell diskutiert.

6) Mikrowellen:

Ein weiteres Verfahren zur Zerstörung der Schweißdrüsen in der Achselregion ist die Behandlung mit Mikrowellen. Diese Therapie wird mit einem eigens entwickelten Gerät durchgeführt. Durch die Energie der Mikrowellen werden ganz punktuell die Schweißdrüsen durch die entstehende Hitze zerstört. Meistens gibt es zwei Sitzungen von jeweils 20 bis 30 Minuten im Abstand von etwa drei Monaten. Diese Therapie hat in den durchgeführten Studien einen guten Behandlungserfolg gezeigt. Da diese Therapie erst seit kurzem an PatientInnen mit Hyperhidrose in der Achselregion durchgeführt wird, fehlen jedoch noch Daten zu den Langzeiteffekten.

7) Nd YAG Laser:

Auch mittels eines speziellen Lasers können durch Hitze die Schweißdrüsen zerstört werden.

Was können Menschen, die unter Hyperhidrose leiden, selbst tun, um sich das Leben zu erleichtern bzw. weniger Schweiß zu produzieren?

Salbei zählt zu den wohl bekanntesten schweißmindernden pflanzlichen Mitteln und kann in Form von Tees, Tabletten, Dragees, Tropfen, Salben oder Öle zugeführt werden. Es zeigt jedoch nur eine gering lindernde Wirkung.

Verschiedene Reize können zu einer Verstärkung des Schwitzens führen und sollten gemieden werden.
Dies betrifft einerseits die Ernährung: Tee, Kaffee, Nikotin, scharfe Gewürze, heiße Speisen und Getränke können Auslöser sein.

Weiters sollte auf das Tragen von atmungsaktiver leichter Kleidung aus Naturfasern geachtet werden, um eine Überwärmung des Körpers zu vermeiden – synthetische Textilien, bzw. auch Schuhwerk aus synthetischen Stoffen sollte gemieden werden.

Positiv wirken sich auch regelmäßige Bewegung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und das Vermeiden von Übergewicht aus - Idealgewicht sollte angestrebt werden.

Auch Wechselduschen und regelmäßige Saunabesuche können eine stabilisierende Wirkung haben.

Stress ist ein wichtiger Faktor. Der Stressbewältigung durch spezielle Entspannungsübungen als begleitende Therapiemaßnahme kommt daher eine hohe Bedeutung zu.